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Sven Sladek: Die Entsolidarisierung der Gesellschaft

Seit diesem Wochenende kocht die Rentendiskussion wieder hoch. Arbeitsministerin von der Leyen hat irgendwelche Zahlen und Hochrechnungen bekommen, welche besagen, das jeder, der 2.500 Brutto oder weniger verdient, als Rentner zum Aufstocken gezwungen wird.

Das alte Lied des demographischen Wandels wird gesungen, weshalb wir demnächst wohl bis 80 auf den Dächern rumklettern müssen und arbeiten dürfen, bis wir einfach tot umfallen. Das unglaubliche Argument “viele alte Menschen WOLLEN ja noch arbeiten” kann ja auch nur aus dem Lager derjenigen kommen, die eh schon Managementposten oder vergleichbares haben – die meisten Alten wollen nicht, sie müssen.

Und was wird nicht alles tolles erfunden, Riesterrente zum Beispiel. Die kann von kleinen selbstständigen Krautern und Beschäftigten im Niedriglohnsektor in keinster Weise geleistet werden, tja, Pech. Aber die Politik ist so weit von der Lebensrealität der, leider zunehmend schweigsamer werdenden, Mehrheit der Bevölkerung entfernt, das sie sowas überhaupt nicht mitbekommt. Man lebt in seiner eigenen, kleinen Blase.

Wo liegt das eigentliche Problem? Unser Rentensystem muss solidarischer organisiert werden. Wenn jeder sein eigenes Süppchen kocht, und beispielsweise Beamte (Pensionen), Ärzte, Anwälte und Steuerberater (Versorgungswerke) sich aus dem gesamtgesellschaftlichen System ausklinken und die Beitragsbemessungsgrenze, aber der man nicht mehr verpflichtet ist, dem Einkommen angemessen in die staatlichen Sozialsysteme einzubezahlen, existieren, werden die Renten immer nur aus den unteren Lohngruppen getragen. Das kann nicht funktionieren.

Frau von der Leyen kommt jetzt mit einer Zuschussrente um die Ecke. Auch hier will sie wieder nur an den Symptomen herumdoktoren, nicht aber die eigentliche Erkrankung bekämpfen. Und diese ist schlicht und ergreifend ein zunehmender Egoismus der Besserverdiener. Und wer nicht dazugehört, der hält trotzdem die Klappe weil er immer die Hoffnung hat, eines schönen Tages selbst viel zu verdienen. Die Entsolidarisierung der Gesellschaft findet statt, und sie muss aufgehalten werden.

Ein Entwurf, der piratiges Rentenprogramm werden könnte, findet sich im Liquid Feedback.

1 Kommentar zu “Sven Sladek: Die Entsolidarisierung der Gesellschaft

  1. Absolut d´accord! 🙂

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