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Verpasste Chancen: Klimageld

Eines der Themen im Koalitionsvertrag der Ampel war das sogenannte Klimageld.
Dies war vor allem ein Anliegen der Grünen. Somit dürfte es ohne 
Regierungsbeteiligung der Grünen nicht umgesetzt werden. Zwar war es in den
Wahlprogrammen der Ampelparteien vorhanden [1], aber in einer CDU geführten 
Koalition ohne die Grünen ist die Umsetzung nicht wahrscheinlich.
Damit scheinen unsere Politiker mal wieder eine Chance auf echte Innovation 
und die Modernisierung unseres Steuer- und Sozialsystems zu verpassen.
Aber warum ist diese Idee eine verpasste Innovation?
Die Idee des Klimagelds ist recht einfach. Es werden (teilweise) Einnahmen,
die durch die CO2 Besteuerung entstehen wieder pauschal also mit einem festen
Betrag an die Bürger zurück verteilt. Das klingt zunächst nach linke Tasche,
rechte Tasche und somit nach einem unsinnigen Vorhaben.    Tatsächlich findet
dabei eine Umverteilung statt von Menschen mit einem großen CO2 Fußabdruck
zu solchen mit einem kleinen. Dies ist wichtig, um die steigende CO2 Kosten
sozial abzufedern.
Grundsätzlich treffen Verbrauchssteuern Menschen mit niedrigem Einkommen
viel stärker als solche mit einem hohen Einkommen. Das ist unvermeidbar. 
Schließlich sind Preise nicht einkommensabhängig sondern fest und somit
sind 100 Euro für jemand mit 1000 Euro Monatseinkommen stattliche 10% des
Einkommens. Aber bei 5000 Euro sind es nur noch 2% und für Millionäre mit
z.B.    10000 Euro pro Monat nur noch 1% und somit im Bereich der normalen
Inflationsrate. Durch diesen Effekt sind Verbrauchssteuern nie sozial
ausgewogen.    Eine progressive Besteuerung wie bei der Einkommenssteuer ist
nicht umsetzbar.    Denn dazu müsste man für jeden zuerst den gezahlten
Gesamtbetrag ermitteln, um dann nochmals einkommensabhängig einen
persönlichen Steuersatz festzulegen. Das Ergebnis wäre ein
Bürokratiemonster, vor dem sogar unsere Politiker zurückschrecken.

Alternativ könnte man z.B. beim Stromverbrauch ein Grundkontigent an
Kilowattstunden steuerfrei stellen. Aber das erfasst keine indirekten
Kosten, wie den Energiekostenanteil von Brot oder Kleidung. Doch solche
indirekte Kosten muss jeder als Verbraucher zwangsläufig zahlen. Außerdem
entfällt damit der Sparanreiz unterhalb des Grundkontingents.
Das Klimageld ist hier die Lösung. Ein allgemeiner Pauschalbetrag braucht
keine Prüfungen und somit keinerlei Prüfbürokratie.    Über automatische
Überweisungen können auch Millionen Bürger und Haushalte einfach, schnell
und kostengünstig erreicht werden. Die Steuerungswirkung bleibt unabhängig
vom Verbrauch erhalten und Sparsamkeit zahlt sich für jeden und immer aus. 
Sehr sparsame Menschen könnten sogar nicht nur ihre CO2 Besteuerung
ausgleichen sondern einen Zugewinn machen, während Menschen mit einem hohen
CO2 Fußabdruck -also- insbesondere die hohen Einkommensgruppen- eben
entsprechend besteuert werden.

Allerdings ist aufgeschoben nicht aufgehoben, denn das Emissionshandelssytem
der EU wird den bisherigen nationalen CO2 Aufschlag ersetzen.    Damit steigt
ab 2027 der Preis und somit auf der Druck für einen sozialen Ausgleich[2]. 
Immerhin hat die Ampelkoalition es geschafft wenigstens Eckpunkte für den
Zahlungsmehanismus zu schaffen.    Bisher waren nämlich Direktzahlungen des
Staats an seine Bürger weder vorgesehen noch möglich.    Dieser Mangel war
schon bei der Corona-Pandemie ein Problem. So hätte eine pauschale
Direktzahlung mit Verrechnung über Einkommensteuer zielgerichtete Hilfen
ohne neue Bürokratie erlaubt. Hätte, hätte Fahrradkette...
Wir Sozialpiraten fordern einen solchen Mechanismus schon seit über 10
Jahren [3].    Damals haben wir von einem Sockleinkommen gesprochen. 
Schließlich haben wir das Potential schon längst erkennt.    Insbesondere das
Problem der Bürokratie im Bereich Mehrwertsteuer würde sich durch einen
analogen pauschalierten Mechanismus erfolgreich bekämpfen lassen.    Statt des
wenig zielgenauen reduzierten Mehrwertsteuersatzes könnte eine
pauschalisierte Rückzahlung einen steuerfreien Grundfreibetrag für die
Mehrwertsteuer schaffen.    Damit wäre das zentrale Problem der Mehrwehrsteuer
nämlich ihre soziale Schlagseite umfassend und effektiv gelöst: ein
einfaches Konzept statt Bürokratiemonster. Das wäre eine Innovation.

[1] https://www.tagesschau.de/inland/bundestagswahl/parteien/klimageld-ampelkoalition-100.html
[2] https://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/klima-wann-kommt-das-klimageld-100.html

 

 

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