– eine Polemik von Sandra Schwabe –
Hey! Deutschlands Frauenwelt! Aufgemerkt! Paart Euch endlich wieder und setzt viele, viele „Investitionsgüter“ in die Welt. Kinder, welche schön für Konsum und Rentenabsicherung sorgen. Aber nicht für Euch. Nein! Ihr seid danach raus. Euch will dann keiner mehr. Ihr habt Euren Dienst getan. Und bitte beschwert Euch nicht. Schließlich sind Mütter mit Kindern für Arbeitgeber nicht tragbar. Die Armen Arbeitgeber! Achja, so nebenbei, Frauen im gebärfähigen Alter sind übrigens ebenso nicht tragbar. Also macht Euch nichts daraus. Der Staat hat hier eine wunderbare Lösung für Euch gefunden. Nachdem Ihr also vorher womöglich viel Zeit in Eure Bildung, Ausbildung, Studium gesteckt habt, könnt Ihr Euch das nun getrost vorerst an die Klatsche schmieren. Wäre ja auch noch schöner, wenn Ihr nach der Elternzeit noch Euren alten Job zur Verfügung stehen hättet. Oder Irgendeinen! Also lehnt Euch zurück, ruht Euch aus und gewöhnt Euch schon mal daran, dass Ihr dann für den Arbeitsmarkt nichts mehr Wert seid. Der nette Onkel Peter Hartz hat hier einen ganz tollen Bericht vorgelegt. Und die liebe SPD hat uns diesen Spaß dann auch noch in Kraft gesetzt. Also „lebt“ bitte davon! Ab jetzt wird alles anders…
Ja sind denn alle wahnsinnig? In welchem Land leben wir eigentlich? Warum werden Mütter nicht besser geschützt? Weshalb muss man sich für eine Möglichkeit entscheiden? Job oder Kind? Darf das sein? Wie oft wird gepredigt, wir Deutschen seien so „faul“ im Kinderkriegen! Wie schizophren! Wir haben die Wahl! Kind oder Job! Eine wahrhaftig „tolle“ und vor allem „faire“ Wahl! Zwar haben Mütter einen gewissen Kündigungsschutz in der Elternzeit. Doch bereits nachdem sie danach einen Schritt zurück ins Berufsleben gesetzt haben, sind sie kündbar! Und viele werden gekündigt. Aus Angst, es könnten zu viele Fehlzeiten, wegen des Kindes, entstehen. Oder auch, dass man eventuell nicht mehr dieselbe Leistung bringen könnte. Wie der „Stern“ schon einen aufregenden Artikel brachte: „Kind da, Job weg“! Der soziale Verfall eines Elternteils, welcher alleinerziehend ist, wäre in diesem Falle schon vorprogrammiert. Ist man erst einmal raus aus dem Berufsleben, wird eine Rückkehr fast unmöglich gemacht. Zu groß die Angst der Arbeitgeber, zu utopisch die Forderung an die Arbeitszeiten. Wie soll man, wenn man auch noch alleinerziehend ist, „flexible Arbeitszeiten“ mitmachen, in welchen man bis zum späten Abend, bzw. auch an den Wochenenden, zur Schichtarbeit, verfügbar sein muss?
Ein Fünftel der deutschen Kinder leben in Armut. Haben wenig Chance auf eine gute (Aus)Bildung oder genug soziale Teilhabe. Die Mütter resignieren an der Flut aus un- oder negativ beantworteten Bewerbungen. Menschen, welche vor dem Kind aktiv im Berufsleben standen, werden beschnitten und ins soziale Aus gedrängt.
Heute sind sie noch ein Mitglied der Gesellschaft. Morgen wachen sie auf und sind unsichtbar!!
Lachhaft, dass die Arbeitsämter und Jobcenter nun die potentiellen Arbeitgeber anhalten, doch bitte auch ein paar Alleinerziehende einzustellen. Die Personalchefs bibbern sicher schon vor dieser respekteinflößenden Aktion. Aber hey, man könnte ja die „Problemgruppe“ sicher noch irgendwo im Niedriglohnsektor unterbringen.
Es herrscht akuter Handlungsbedarf! Es gilt, sich für eine Verlängerung des Kündigungsschutzes einzusetzen! Man muss beweisen dürfen dass man, obwohl man ein Kind hat, noch genauso im Berufsleben aufgehen kann. Wie gut tut es, wenn man sich und seine Kinder selbst ernähren kann. Stattdessen sitzt man, wie der allerletzte Bittsteller, beim Amt und muss sich auch noch mögliche Sanktionen androhen lassen, wenn man nicht ordnungsgemäß funktioniert! Das muss aufhören! Eine Mutter muss mindestens noch bis drei Monate nach Ende der Elternzeit dem Kündigungsschutz unterliegen! Offensichtlich merken die bornierten und in ihren antiquierten Denkweisen steckengebliebenen Arbeitgeber nicht dass eine Mutter sehr wohl tragbar, nein, sogar effektiv und effizient sein kann.
Ich bin eine solche Mutter! Und ich habe genau das erlebt! Ich liebte meinen Job. Dumm nur, dass ich auch mein Kind liebe. Nach nur einem Jahr Elternzeit kehrte ich zu meinem Arbeitgeber zurück. Meine bisherige Stelle, also ich, wurde einfach ersetzt. In einem anderen Bereich zu arbeiten wäre für mich auch kein Problem gewesen. Ich war offen und bereit. Doch sobald sie konnten, haben sie mich gekündigt. Ich sei nicht mehr tragbar… die Auftragslage so mies… und eigentlich wolle man mich nun einfach nicht mehr dabei haben. Weil ich mich für mein Kind entschieden habe, wurde mir mein berufliches Genick gebrochen. Hätte ich noch ein paar Monate Kündigungsschutz, nach der Elternzeit, gehabt, so hätte ich beweisen (schade, dass man es überhaupt beweisen muss) können dass ich genauso produktiv und ambitioniert sein kann. Und hier beginnt mein Weg! Bei den Piraten! Der Mitmachpartei!
Moins
Wenn ich das lese, frage ich mich, wie Deutschland jemals das erste Wirtschaftswunder schaffen konnte – Du weisst schon, den Wiederaufbau nach dem Krieg. Oder gar das Zweite, jenes in den 80ern, das die Lebensgrundlage der Mütter von heute ist.
Soweit ich mich erinnern kann, haben Frauen, die auch damals Mütter waren, einfach gelebt und gearbeitet. Mit oder ohne Ehemann/LebenspartnerIn oder whatever.
Die Kinder kamen in Kindergärten, später dann in den Hort und wurden ganz normale, gesunde Erwachsene. Deine Eltern.
Gut, sie wollten dass es ihren Kindern besser geht. Aber das wollten die Kriegs- und Nachkriegseltern auch. Alle Eltern wollen das.
Vielleicht ist das Problem ja dies, was man so als “besser gehen” bezeichnet? Die unbedingte und absolute “Selbstverwirklichung” der Frau, was auch immer das sein mag?
Wobei sich da noch die Frage stellt, ob und wenn ja warum die Frauen von früher nicht selbstverwirklicht lebten.
Oder die “frühkindliche Förderng” der lieben Kleinen? Chinesich in der KiTa, Klavierunterricht vor dem Schulalter, “wer ist das schönste Kind”-Wahlen spätestens mit 5?
Und überallhin müssen unsere Augäpfel ja persönlich begleitet werden, was ein Stress aber auch! Da bleibt ja kaum noch Zeit für die Selbstverwirklichung!
Und schon gar nicht für die Erziehung.
Die wird dann auf die KiTa (zuerst) und die Schule (später) abgeschoben. Die ErzieherInnen nd LehrerInnen machen das schon, die werden ja dafür bezahlt.
Oh verdammt!
Mal ganz abgesehen davon, dass auch die Kinder der [nach]Kriegseltern Musikunterricht hatten … gut, zugegeben, es war eher Blockflötenunterricht (nicht politisch – oder doch?) und Gitarre als Klavier, und die hatten auch Sport (allerdings so vulgäre Sachen wie den Fussballverein oder die Schwimmgruppe, Golf wurde damals eher als Schnöselsport angesehen).
Aber die Kindlein durften damals ihre kleinen Allerwertesten selbst dorthin bewegen, zu Fuss oder mit dem Fahrrad. Das gab dann noch die Nebeneffekte der körperlichen Grundfitness und des Erlernens der Verkehrsregeln, und so ganz nebenher lernte man auch ein wenig, was verantwortungsvolles Verhalten war. Denn wer eine Stunde nicht einhielt, bekam ein Shampoo – kein flauschiges Rumgesäusel, sondern klare Ansagen.
Naja, die Kinder von damals sind ja auch alle traumatisiert. Die durften ja auch nichtmal ADS/ADHS haben, sondern waren nur Zappelphillippe.
Ob das wohl der Grund ist, warum ihre Kinder -also Deine Eltern- so sind wie sie sind?
Ahoi zurück!
Schön, daß Du an meinem Artikel hängen geblieben bist. Und danke für Dein Statement.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Du meine Zeilen richtig verstanden hast. In meinem Artikel geht es nicht um die „Generation-Golf“ oder die heutige „Schischi-Gesellschaft“! Es geht auch nicht darum, daß man sein Kind betüddelt oder überkandidelt erzieht.
Wie Du so schön schreibst, und ich zitiere: „Soweit ich mich erinnern kann, haben Frauen, die auch damals Mütter waren, einfach gelebt und gearbeitet. Mit oder ohne Ehemann/LebenspartnerIn oder whatever.“
Du triffst es auf den Punkt. „Früher“ ging das vielleicht. Und ich denke, daß viele Frauen und Mütter einfach nur leben und arbeiten möchten. Aber die Möglichkeit bleibt heutzutage aus. Weshalb? Weil man als nicht tragbar gilt, wenn man ein kleines Kind zu Hause hat. Egal, ob mit oder ohne LebenspartnerIn. Das interessiert nicht. Das Kind ist ein Störfaktor für potentielle Arbeitgeber.
Hierbei geht es weder um übereifrige Selbstverwirklichung der Frau, noch um frühkindliche Förderung. Diese Aussage ist absolut am Thema, also auch an meinem Artikel, vorbei.
Um ÜberLeben zu können, hat man derzeit zwei Möglichkeiten:
A: man geht arbeiten und verdient sich irgendwie, mit was auch immer, seinen Lebensunterhalt oder
B: man bezieht Leistungen vom Amt.
Jeder kann das handeln wie er möchte. Ich persönlich möchte arbeiten gehen. Aber nicht, so wie Du das interpretiert hast, um gemütlich von meinem vielen Geld golfen zu können, sondern um mir und meinem Kind die normalen Dinge des Lebens bieten zu können. Aber selbst wer golfen und Klavierspielen möchte: warum nicht? Jeder nach seiner Fasson! Ich möchte niemanden vorschreiben, wie er zu leben oder seine Kinder zu erziehen hat.
Aber ich möchte etwas ändern! Ich möchte die Wahl haben! Und diese wird mir, als Mutter mit einem noch sehr kleinen Kind, genommen! Genau das war die Aussage meines Artikels!
Ob ich mir nun unbedingt meine Eltern, die 80er oder die „früher-war-alles-besser-Denkweise“ zum Vorbild nehmen muss? Meine persönliche Ideologie ist es nicht! Ich glaube an ein besseres Jetzt und eine bessere Zukunft. Und ich glaube an eine Partei, welcher ich aus genau jenem Idealismus beigetreten bin. Es sollte unser Anspruch, als Pirat/in sein, neue gesellschaftliche Denkweisen aufzuzeigen! Und wie ich einigen Rednern des BPT 2013 in Bremen entnehmen konnte, bin ich mit dieser Denkweise nicht allein.
„Stillstand ist Rückschritt.
Aufhören des Strebens ist geistiger Tod!“
-Konfuzius-